Viel Lärm um Nichts
Die Komödie von William Shakespeare

Mancher hat bei dem Namen "Shakespeare" vielleicht auch zwiespältige Erinnerungen an die Schulzeit. Dabei kennen die meisten doch nur weniges von ihm. So Halbsätze wie "Sein oder nicht sein..." fallen da gerade noch ein (aber schon, dass in dieser Szene gar kein Totenschädel vorkommt, verblüfft viele). Mit seinen sprachlich hochwertigen und dramatischen Stücken, darunter auch manche charmante Komödie, setzte er Maßstäbe bis in die heutige Zeit, doch würde er sich wohl im Grabe wälzen, wüsste er, wie steif und hölzern man ihn zuweilen spielte.

In der Komödie "Viel Lärm um Nichts" verknotete er so überraschende Themen wie Liebe, Eifersucht, Intrigen und Verrat, Ehre, Eitelkeit, Doppelmoral und reiche Erbschaft - Themen also, deren ernsthafte Behandlung in heutiger Zeit sowieso schon Lachkrämpfe hervorruft. Auch von den - schließlich doch geopferten - Vorzügen des Single-Daseins ist die Rede... (Ist es vielleicht insgeheim eine Tragödie?) Der Shakespearesche Witz kann derb sein, doch ist er nicht krachledern, er liegt im schnellen, geistreichen Wortspiel und hat fast immer eine zweite Ebene.

Geschrieben um 1600, greift die Komödie auf einen Stoff zurück, für den die frühe sizilianische Geschichte zwischen 1282 und 1516, als die Insel zur Krone von Aragón gehörte, die (belanglose) historische Kulisse stellt: Vermutlich um 1335, als König Pedro IV. noch Prinz war.

Wollte man die Handlung erzählen, klänge es wie der Titel des Stücks: Junger adliger Günstling des Prinzen wirbt mit Hilfe des letzteren um reiche Gouverneurstochter, doch böser Halbbruder des Prinzen hintertreibt Hochzeit durch inszenierten Unzuchtsskandal, um Prinz und Günstling zu diskreditieren. Dame verbleicht scheinbar, Intrige wird entdeckt, eifernder Bräutigam erhält nach erteilter Lektion doch noch Braut: Doppelhochzeit, da auch überzeugter Single-Dandy an Kratzbürste verkuppelt. Soweit im Telegramm.

Das Stück lebt von den prallen Charakteren und der liebevollen Gestaltung auch der kleinen Begebenheiten, der geschichtlichen Nebenereignisse. Darauf baut auch die Ilmenauer Inszenierung, zu der sich viele neue, junge theaterbegeisterte Akteure zusammengefunden haben.

Das Ilmenauer TheaterLeiterTheater spielte bisher schon seine Stärken bei Stücken sarkastisch-schwarzen Humors heraus. Mit "Viel Lärm um Nichts" kommt eine neue Nuance hinzu. Und auch hier gibt es bei aller Komik Abgründe der Seele auszuloten.


Fotos:

Besetzung:
Don Pedro, Prinz von Aragón:David Grenzel
Don Juan, Halbbruder Don Pedros:Christian Schwanengel
Claudio, ein junger Graf aus Florenz:Thomas Liebezeit
Benedikt, ein Edelmann aus Padua:Robert Ewald
Leonato, Gouverneur von Messina:Kay Gürtzig
Balthasar, Diener und Bote Don Pedros:Martin Kernbach
Borachio, Gefolgsmann Don Juans:Christian Hörauf
Holzapfel, Stadtkonstabler:Robert Will
Pater Francesco:Robert Will, Georg Preller
Wachen:Kay Gürtzig, Robert Ewald, Martin Kernbach
Amtsschreiber:Thomas Liebezeit
Antonia, Leonatos Schwester:Christiane Bredehorn
Hero, Leonatos Tochter:Cynthia Löscher
Beatrice, Antonias Tochter:Gerit Schwanengel
Margaretha, Heros Kammerfrau:Ruth Hörnlein
Ausstattung:Kay Gürtzig
Bühnentechnik:Christoph Weißenborn
Regie-Team:Kay Gürtzig, Christian Hörauf, Thomas Liebezeit, Robert Ewald
Soufflage:Silke Stauche
Programmheftgestaltung, Plakat:Kay Gürtzig, Thomas Liebezeit
Gesamtleitung:Kay Gürtzig

Premiere:
17. Mai 2000